DIE ANDERE HEIMAT-CHRONIK EINER SEHNSUCHT: 05.07.2024
ven 05 lug
|Morbach
An unserem heutigen Kinotag! Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht ist ein Kinofilm von Edgar Reitz aus dem Jahr 2013. Der Film thematisiert die Epoche des Vormärz in den Jahren 1842 bis 1845 und die damalige Welle von Auswanderungen aus dem Hunsrück nach Brasilien.


ZEIT & ORT
05 lug 2024, 19:30 – 20:30
Morbach, Biergasse 5, 54497 Morbach, Deutschland
ÜBER DIE VERANSTALTUNG
Regie: Edgar ReitzDrehbuch
- Edgar Reitz
- Gert Heidenreich
Kamera
- Gernot Roll
Schnitt
- Uwe Klimmeck
Musik
- Michael Riessler
Dauer: 01:31 min
Jakob Simon ist ein romantisch veranlagter Sohn eines Dorfschmieds im Hunsrück-Dorf „Schabbach“. Er träumt von einem Leben in den Urwäldern Brasiliens. Vorbild sind ihm die vielen Auswanderer seiner Zeit, die den Hunsrück in Richtung des südamerikanischen Kontinents verlassen. Jakob lernt dafür verschiedene Sprachen, darunter die der Indianer Südamerikas, und liest zahlreiche Bücher. Seine Mutter bestärkt ihn, doch bei seinem bodenständigen, praktisch veranlagten Vater stößt er auf Unverständnis, was auch körperliche Auseinandersetzungen zur Folge hat. Einmal flüchtet er zu seiner Schwester Lena in den Moselort Wolf, die aufgrund ihrer Heirat mit einem Katholiken vom Vater verstoßen wurde. Während sein Vater ihn immer wieder als faulen, zu nichts zu Gebrauchenden verunglimpft, der in der Schmiede wegen zweier linker Hände nicht richtig arbeiten könne und ihm die Bücher versucht zu entreißen, in denen Jakob immerfort liest, hält sein im Haus lebender unverheirateter Onkel zu ihm. Nicht selten rettet er die Bücher, die sein Vater Jakob zuvor wegnahm und versteckt sie für Jakob.
Jettchen Niem, die aus einer Familie in der Nachbarschaft kommt, interessiert sich für Jakob, der ihr anders als alle Männer im Dorf scheint. Auch er findet großen Gefallen an ihr, verhält sich aber schüchtern und zögerlich. Bei einem Dorffest muss er zuschauen, wie sein forscher Bruder Gustav, vor kurzem aus dem preußischen Militärdienst zurückgekehrt, stattdessen mit Jettchen tanzt. Spontan lassen sich Gustav und die unerfahrene Jettchen auf Geschlechtsverkehr ein, was auch Jakob mitbekommt. Bei dem Dorffest (Kerb) entwickelt sich unterdessen ein Konflikt um mehrere Fässer Wein. Der ortsansässige Baron will die Dorfbewohner zwingen, ausschließlich Wein aus seinem Besitz und zugunsten seiner Kasse zu hohen Preisen auszuschenken. Dies wird von den Schabbachern als Demütigung und Zwang der Obrigkeit aufgefasst. Aufgrund der Tumulte schreiten Gendarme ein und verhaften den Rädelsführer, den Graveur Franz Olm und Jakob, der auch wegen seines Frusts über Jettchen „Liberté“ ruft. Sie werden auf die Burg Herrstein verbracht, wo sie mehrere Monate Haft verbringen. Jakobs Mutter besucht ihn dort und steckt Jakob einen Louis d’or zu, den sie nach dem Tod des Onkels in dessen Sonntagsanzug fand. Jakob soll versuchen sich mit diesem freizukaufen, was er aber unterlässt.
Nach ein paar Monaten werden Jakob und Olm entlassen. Jakob muss allerdings bei seiner Rückkehr feststellen, dass gerade eine Hochzeit stattfindet, Jettchen und Gustav heiraten. Die Heirat geschah aus pragmatischen Gründen, denn Jettchen war schwanger geworden. Kurz nach der Hochzeit erhängt sich Jettchens psychisch angeschlagener, seit vielen Jahren stummer Vater (in dem Schnitt entfallenden Szenen wird deutlich, dass er sich für den Tod von Jettchens Zwillingsschwester verantwortlich fühlt). Im Jahr darauf stirbt die Tochter von Jettchen und Gustav, wie viele Kleinkinder der Region und des Dorfes, in einem langen Winter an Diphtherie.
Jakob verbringt viel Zeit bei Olm und dessen Familie, wo sie Auswanderungspläne schmieden. Während Olms Haft litt dessen Familie Hunger. Als Mitzins gibt Jakob der Familie den Louis d’or des Onkels. Auch seine Mutter kommt nach Herrstein und bringt Jakob und der Familie Olm Obst, Brot und Speck vom Hunsrück – obwohl es für sie selbst kaum reicht. Da die Gesundheit seiner Mutter durch jahrelange körperliche Arbeit und Mangelernährung immer schwächer wird, zögert er, die bevorstehende Auswanderung ihr und dem Dorf bekanntzugeben. Abermals kommt ihm sein Bruder Gustav zuvor, der in der Kirche während der Messe ankündigt, mit Jettchen auswandern zu wollen. Das durchkreuzt die Pläne von Jakob, da nun die Verantwortung für Mutter, Vater und Großmutter auf seinen Schultern ruht. Er und Gustav prügeln sich, doch ist Jakob seinem Bruder körperlich unterlegen. Jakob bleibt in Schabbach und die Olms wandern ohne ihn aus. Jakob und Jettchen waren einander lange aus dem Weg gegangen, da sie füreinander immer noch Gefühle hegten, doch in der Nacht vor der Auswanderung schlafen Jettchen und Jakob im Wald miteinander.
Auf Anraten seiner Mutter heiratet Jakob Florinchen Morsch, die gutherzige beste Freundin von Jettchen. Allmählich kann er seine Bitterkeit überwinden und arrangiert sich in seiner neuen Rolle, so gelingt es ihm die erste Dampfmaschine des Dorfes in Betrieb zu nehmen, an der sich sein Bruder zuvor erfolglos versuchte. Der Vater kann sich überwinden, Lena und ihren Ehemann wieder in die Familiengemeinschaft aufzunehmen. Außerdem bildet Jakob sich weiter fort und korrespondiert mit Forschern wie Alexander von Humboldt, doch als der berühmte Geheimrat auf einer Fahrt von Berlin nach Paris (s. Heimat 1, als 1929 eine französische Reiterin auf dem Wege von Paris nach Berlin durch Schabbach kommt einen Abstecher nach Schabbach macht, rennt der von dem hohen Besuch entsetzte Jakob davon. Schließlich stirbt Jakobs Mutter friedlich nach längerer Krankheit. Wenig später trifft der erste Brief von Gustav und Jettchen aus Brasilien ein: zwar war nicht alles so goldig wie von den Auswanderungswerbern versprochen, doch nach 13 Monaten haben sie sich eine gute Grundlage für die Zukunft geschaffen und auch eine Tochter – namens Jakobinchen – bekommen. Jakob bringt den Brief an das Grab seiner Mutter.
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